Naturschutz braucht verbindliche Regeln – „Naturpark Plus“ des Landrats ist Greenwashing

Ein toter Baumstamm mit viel Moos im Nationalpark Kellerwald

Der Vorstoß von Landrat Christoph Rüther zum sogenannten „Naturpark Plus“ sorgt bei der Grünen Kreistagsfraktion für Empörung. Das Vorgestellte sei eine wenig innovative Version bereits bekannter Naturschutzmaßnahmen. Unter dem wohlklingenden Begriff verberge sich nichts anderes als die Fortsetzung einer naturschutzfeindlichen Politik mit anderen Mitteln.

Die Aussage des Landrats, man wolle „mehr Naturschutz erreichen – aber ohne Verbote für die Menschen vor Ort“, sei ein offensichtlicher Widerspruch in sich. Auch in einem Naturpark, egal ob Plus oder Minus, kommt Naturschutz nicht ohne Regeln aus. Die suggerierte Trennung zwischen Naturschutz und notwendigen Regelungen sei fachlich unhaltbar und politisch verantwortungslos.

Carsten Birkelbach, Fraktionsvorsitzender der Grünen im Kreistag und Landratskandidat bei der Kommunalwahl im September, erklärt dazu: „Diese Pressemitteilung hätte direkt aus der Feder der CDU stammen können. Es ist ein Unding, dass die Kreisverwaltung hier parteipolitische Positionen übernimmt. Die Behauptung, Naturschutz funktioniere ohne Regeln und Verbote, ist absurd. Mit diesem ‚Naturpark Plus‘ wird genau die gleiche irreführende Linie fortgesetzt, mit der die CDU bereits während des Bürgerentscheids Ängste vor einem Nationalpark geschürt hat.“

Die im vergangenen Jahr bei einem Bürgerentscheid mit 55 Prozent abgelehnte Einrichtung eines Nationalparks in der Egge wäre ein bedeutender Schritt für den konsequenten Naturschutz in unserer Region gewesen. Statt die Lehren aus dieser Abstimmung zu ziehen und für mehr Aufklärung über die tatsächlichen Vorteile eines Nationalparks zu sorgen, würde nun ein zahnloser „Naturpark Plus“ als vermeintliche Alternative präsentiert.

Die aufgelisteten Maßnahmen wie Wiedervernässung im Wald, Renaturierung von Mooren oder die Schaffung von Habitaten für bedrohte Tierarten seien grundsätzlich zu begrüßen, seien aber heute bereits Standard. Sie könnten jedoch keinen gleichwertigen Ersatz für die umfassenden Schutzmaßnahmen eines Nationalparks darstellen. Ohne verbindliche Regelungen blieben solche Initiativen Stückwerk ohne langfristige Wirkung.

Verwundert zeigen sich Kreistagsfraktion ebenso wie die Landtagsabgeordnete Norika Creuzmann über die Aussage, der Kreis habe mit der Politik an einem Tisch gesessen. Bis auf eine wenig aussagekräftige Antwort auf eine Anfrage der Kreistagsfraktion habe es keinen Austausch mit uns Grünen gegeben.

„Die von Landrat Rüther vorgestellte Vision eines ‚Naturpark Plus‘ ist ein klassischer Fall von Greenwashing“, so Birkelbach weiter. „Man schmückt sich mit grünen Federn, vermeidet aber die notwendigen verbindlichen Schritte zum Schutz unserer natürlichen Lebensgrundlagen. Echter Naturschutz braucht mehr als wohlklingende Worte – er erfordert konsequentes Handeln!“

Die Fraktion erklärt, dass sich BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN weiterhin für einen wirksamen und nachhaltigen Naturschutz im Kreis Paderborn einsetzen werden. Dazu gehöre auch die Aufklärung über die Notwendigkeit verbindlicher Regeln und das Eintreten für langfristige, wissenschaftlich fundierte Naturschutzkonzepte anstelle von politischen Scheinlösungen.